Ein Engel an seiner Seite
70.000 Menschen halten im Stadion der New York Yankees den Atem an und folgen mit den Augen gebannt dem Weg des Balles, der vom „Batter“ gerade eben zu einem „Homerun“ geschlagen wurde. Unter ihnen auch Hermann Zimmermann, geboren 1925 in Köln als Sohn jüdischer Eltern, der das erste Mal in seinem Leben ein Baseballspiel besucht. Das Unglaubliche geschieht und ausgerechnet der Auswanderer fängt den Ball.
„Mein Vater sagte immer, dass die Chance, diesen Ball zu fangen, höher war, als als Jude den Holocaust zu überleben“. Mit diesen eindringlichen Worten beschreibt Bernard Zimmerman, Zeitzeuge der zweiten Generation, welches Glück sein Vater hatte, diese schrecklichen Ereignisse zu überleben. Dieser hatte sie im Buch „Ein Engel an meiner Seite“ beschrieben und sich zur Aufgabe gemacht, von dieser grauenhaften Zeit und den verschiedenen Stationen seiner Flucht zu berichten – eine Aufgabe, die nun, nach seinem Tod sein in den USA geborener und in Kraichtal lebender Sohn Bernard übernimmt.
Mit vielen großformatigen Fotos und Karten beschreibt Bernard Zimmerman den Weg seines Vaters vom Köln der 30er Jahre über Holland, Frankreich und die Schweiz ins sichere New York. Mehrmals entkommt Hermann Zimmermann nur um Haaresbreite den nationalsozialistischen Häschern und hat immer wieder Glück, nicht gefasst zu werden. Bernard Zimmerman klagt nicht an oder versucht Mitleid zu wecken, auch jegliche Schuldzuweisung liegt dem Nachkommen fern. Stattdessen sorgt er in seiner humorvollen, ansprechenden Art dafür, dass die Zehntklässler seinen Ausführungen über seinen Vater und sein eigenes Leben gebannt folgen. „Trotz der ernsthaften Thematik schafft er es lustig zu sein“, erzählt die Schülerin Karoline Juskaite begeistert, „er sucht das persönliche Gespräch mit uns Schülern und erzählt uns dabei die Reise seines Vaters.“ Mit anschaulichen, lebensnahen Beispielen zeigt er auf, dass unsere Demokratie ein wichtiges Gut ist, das es zu wahren und schützen gilt.
Die Schüler der Klassen 10a, 10d, 10e und 10f zeigten sich im Nachhinein durchweg begeistert und bewiesen, dass Geschichte auch für Jugendliche kein „totes“ Fach ist, sondern unser heutiges Leben bereichern kann.
Geschichtslehrer Matthias Steudinger dankte Herrn Zimmerman im Namen des Geschichtskollegiums und betonte, dass dieser Besuch nach Möglichkeit wiederholt werden solle.
Ein besonderer Dank gilt dem Förderverein der MPR, der den Vortrag ermöglichte.