Jugendliche lernen freiwillig in den Sommerferien. Was schätzen die Kinder in Bretten an dem Angebot?
Zeitformen in Englisch lernen, Gleichungen in Mathe lösen und Kommaregeln in Deutsch anwenden – das klingt nach einem typischen Schulalltag und nicht nach Ferien. An der Max-Planck-Realschule (MPR) in Bretten entscheiden sich Schülerinnen und Schüler in der letzten Ferienwoche freiwillig für die Sommerschule. Um 8 Uhr stehen 30 Schülerinnen und Schüler der siebten und achten Klasse vor der Schule. Allerdings unterscheidet sich die Sommerschule von einem gewöhnlichen Schultag: „Mit dem gemeinsamen Frühstück beginnt die Schule. Das ist super, denn meistens habe ich im Unterricht Hunger“, sagte Emily.
Rektorin Angela Knapp ist begeistert von dem Konzept, das von der „Akademie für Innovative Bildung und Management“ (AIM) angeboten und finanziert wird. „AIM organisiert und finanziert die Sommerschule, sodass die Schüler dieses Angebot kostenlos nutzen können.“ Die Rektorin freut sich über den Zuspruch: „Sehr viele Schüler kommen gerne hierher“, das zeige sich auch an den Anmeldezahlen, denn es haben sich mehr Jugendliche angemeldet, als Plätze vorhanden waren. Durchweg positive Rückmeldungen bekommt die Rektorin, denn die Atmosphäre ist familiär und die Schüler erfahren die gegenseitige Unterstützung beim Lernen.
„Ich war letztes Jahr schon hier und habe mich dieses Jahr gleich wieder angemeldet“, berichtet Amelie, die sich freut, Mitschüler aus den Parallelklassen besser kennenzulernen. Ihre Mitschülerin Emily habe ihre Eltern überredet, den Urlaub zu verkürzen.
Kleine Gruppen machen individuelle Betreuung möglich
Die Sommerschule ist auch eine Möglichkeit, Wissenslücken und Defizite auszugleichen, da die kleinen Gruppen es ermöglichen, auf jeden einzelnen Schüler und jede Schülerin individuell einzugehen. „In dieser Woche wird individuelles und umfassendes Lernen gefördert, was gleichzeitig die Motivation steigert“, fasst die Rektorin zusammen.
Doch zur Sommerschule gehen nicht nur Schülerinnen und Schüler mit generellen Defiziten: Viele nutzen auch die Chance, Probleme in einem einzelnen Fach zu beheben. Hier können die Lehrkräfte individuell auf Fragen eingehen und sie lösen. Mit großem Engagement bereiten die Lehrerinnen und Lehrer die Unterrichtseinheiten vor. Dabei werden auch Tablets eingesetzt, an denen die Jugendlichen digitale Arbeitsblätter und Rätsel bearbeiten können.
In Partnerarbeit versuchen Amelie und Nina gemeinsam, ein Puzzle mit Funktionsgleichungen zu lösen. „Es ist viel entspannter, weil es ruhiger ist und ohne Druck“, sagt Amelie. Ihr Mathematiklehrer Thomas Frank bemüht sich, jede Frage zu beantworten, um alle Unsicherheiten auszuräumen. „Ich habe mich freiwillig angemeldet, um Funktionen, Gleichungen und Bruchrechnen zu festigen“, betont Amelie.
Anna Walter bereitet im Deutschunterricht Stationen vor, deren Aufgaben in individuellem Tempo erarbeitet werden können. „Die meisten Schüler wollten die Kommasetzung üben“, sagt Walter. Es gab jedoch auch Übungen zur Rechtschreibung.
Zwischendurch werde der Unterricht spielerisch aufgelockert, denn irgendwann sei die Luft draußen. „Wir spielen Grammatiktennis, bei dem sich die Schüler ein Tennisball zuwerfen und bei einem vorgegebenen Satz Wortarten bestimmen“, erzählt Walter. „So stellte ich mir meinen Traumberuf vor“, sagt Walter, die vom Lernklima begeistert ist.
Kinder schätzen den lockeren Unterricht ohne Druck
In Englisch legt Anna-Katharina Schmitz Wert darauf, dass die Schülerinnen und Schüler in der Fremdsprache sprechen. In Kleingruppen erarbeiteten und gestalten sie Präsentation. Ziel sei es, dass die Jugendlichen Sicherheit und Selbstbewusstsein in der Sprache gewinnen.
„Der Unterricht ist lockerer und sehr abwechslungsreich“, meint Nina. Während morgens die drei Schulfächer auf dem Stundenplan stehen, dürfen die Jugendlichen nach dem gemeinsamen Mittagessen und Nachmittagsunterricht kreative Angebote ausprobieren.
Abschlussfest präsentiert Eltern die Ergebnisse
„Wir haben Naturbilder aus verschiedenen Blättern und Zweigen gemacht“, erzählt Emily. Die Künstler brachten auch das Holzschnitzen und die Arbeit mit Farben bei. Am letzten Tag gab es ein Abschlussfest, bei dem die Eltern sehen konnten, was ihre Kinder in dieser Woche gelernt und erlebt haben.
Im September erwartet die Schülerinnen und Schüler der Sommerschule noch ein gemeinsamer Ausflug in den Kletterpark.