Schulklasse der MPR besucht am 02.Mai 2024 das Sandkorntheater
„Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, daß er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt“, so beginnt Rilkes berühmtes Gedicht „Der Panther“ und so lehnt sich Anja Sander mit diesen Versen auch gegenüber ihrem Peiniger im Jugendwerkhof in Torgau auf, anstatt die Gefängnisordnung aufzusagen. Gebannt und fasziniert verfolgt nicht nur die Klasse 9a der Max-Planck Realschule diese Szene im vollbesetzten Theater.
Grit Poppe hat in ihrem Roman „Weggesperrt“ eindrücklich dargestellt, wie es Jugendlichen in der ehemaligen DDR erging, die in sogenannten Jugendwerkhöfen zu „allseitig entwickelten sozialistischen Persönlichkeiten geformt werden sollten“. Der Auftrag dort lautete „Erziehung durch Strafe“. Die 14-jährige Anja ist die Protagonistin des Theaterstücks, das vom Jugendclub im Sandkorn (JuCS) überzeugend und berührend umgesetzt wird. Die Zuschauer erleben hautnah mit, wie Anja einerseits Mut und Widerstandskraft aufbringt, andererseits mit Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zu kämpfen hat. Diese kaum aushaltbaren psychischen wie physischen Belastungen übersteht sie letztlich nur durch ihre Freundschaften zu anderen jugendlichen Gefangenen und der Beschäftigung mit Rilkes Lyrik.
Die Schüler sind einerseits begeistert ob der schauspielerischen Leistung, aber auch schockiert, wie Jugendliche in ihrem Alter Willkür, Prügel und fehlender Privatsphäre ausgesetzt waren. „“Ich“ gibt es hier nicht“ war nur ein Satz, der erahnen lässt, was die Jugendlichen in diesen Werkhöfen erdulden und erleiden mussten
Für die Schüler war es ein „tolles Erlebnis“ und mit einem Augenzwinkern fügen die meisten hinzu, dass Deutschunterricht durchaus auch Spaß machen könne. Voller Stolz ließ sich die Klasse abschließend noch mit den Schauspielern des Sandkorntheaters ablichten. Ein wirklich gelungener Abend!