Schülerinnen und Schüler setzten sich mit aktueller Flüchtlingsthematik auseinander

Planspiel 2016Flüchtlinge willkommen?

Schülerinnen und Schüler der Max-Planck-Realschule Bretten setzten sich mit aktueller Flüchtlingsthematik auseinander

Seestadt soll 50 Flüchtlinge aufnehmen. Die 17.200 Seelen Gemeinde setzt sich in einer Bürgerversammlung mit den Fragen auseinander, wo und wie die Flüchtlinge untergebracht werden sollen und wie diese integriert werden können. Als Unterbringungsmöglichkeiten stehen die leerstehende alte Schule, dezentrale leerstehende Wohnungen oder eine „Containersiedlung“ zur Verfügung. Ausgehend von diesem Szenario setzten sich die Klassen 10b und 10e im Rahmen des Religionsunterrichts mit diesem aktuellen Thema einen ganzen Vormittag lang auseinander.

Im Zusammenhang mit der im Religionsunterricht zu behandelnden Thematik „Bergpredigt“ beabsichtigen die beiden Religionslehrkräfte Angela Knapp und Martin Knecht, mit der Fragestellung „Flüchtlinge willkommen?!“ einen aktuellen Bezug insbesondere zu heutigen Problemfeldern herzustellen, die Schüler in Bretten direkt betreffen. Vertreter der Landeszentrale für politische Bildung unterstützten dieses Projekt tatkräftig durch Wissensimput und Moderation des Planspiels.

Ziel dieses Planspiels ist es, die Schülerinnen und Schüler mit der Asyl- und Flüchtlingsthematik vertraut zu machen und sie direkt mit dieser Problematik „vor Ort“ zu konfrontieren. In dieser offenen Form des Unterrichts werden Schlüsselqualifikationen wie bspw. Verantwortungsbereitschaft und Kommunikationsfähigkeit gefördert. Außerdem lernen die Schüler, sich mit den aktuellen Entwicklungen auseinanderzusetzen und auch kommunale Entscheidungsprozesse und Strukturen nachzuvollziehen. Unterschiedliche Ansätze und Sichtweisen auf die Themen Integration und Willkommenskultur werden vermittelt bis hin zur Frage, wie sich jeder Schüler selbst einbringen kann.

Aufgabe der Schülerinnen und Schüler war es zunächst, sich in verschiedene Rollen hineinzuversetzen und sich in deren Standpunkte einzulesen. Neben dem im Klassenverband demokratisch gewählten Bürgermeister, vertreten von Cedric Balmert (10b), sollten bei der Bürgerversammlung verschiedene Parteien, eine Bürgerinitiative, Vereine und der Jugendbeirat Stellung beziehen, wie die Flüchtlinge in Seestadt am besten untergebracht werden sollten. Nach der Eröffnungsrede des Bürgermeisters stellte zunächst jede „Partei“ ihre gesammelten Positionen und Argumente vor. Schnell wurde dabei klar, dass jede Gruppe nachvollziehbare Argumente vorbrachte, wo letztendlich die Flüchtlinge untergebracht werden sollten und wie sie am besten in die Gemeinde integriert werden könnten.

David Kampa (10b) vertrat die Presse in der Bürgerversammlung und fasste die aktuelle Debatte in einem kurzen „Faktencheck“ für alle zusammen. Anschließend erfolgte eine offene und inhaltlich kontroverse Debatte. Selbstbewusst und bestimmend moderierte Cedric Balmert die Bürgerversammlung. Letztendlich einigte sich die Mehrheit der Gruppierungen nach reger Diskussion auf einen Kompromiss: Ein Teil der alten Schule solle für Asylantenfamilien saniert werden, alleinstehende Männer sollen in der „Containerstadt“ untergebracht werden.

Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich in der abschließenden Reflexion zufrieden und kritisch. Sie hatten großen Spaß daran, sich in die Rollen einzufinden und die realistisch dargestellten demokratischen Strukturen nachzuvollziehen und zu verstehen. Allerdings bemängelten sie das Wissen über finanzielle Mittel einer Gemeinde, da dies möglicherweise ebenfalls ausschlaggebend für den Ausgang dieser Diskussion hätte sein können.

Zum Abschluss lobten die Vertreter der Landeszentrale für politische Bildung die äußerst rege Diskussion: „Wir erleben sehr selten eine Klasse, die einen ganzen Vormittag lang so interessiert und diskussionsfreudig bei der Sache ist“. Auch Realschulrektor Martin Knecht war begeistert: „Es ist unglaublich, wie ihr Schüler euch in die Debatte eingebracht habt, euern Standpunkt vertretet und nicht locker lasst, eure Meinung vorzubringen. Und dies alles zum Wohle von Flüchtlingen. Ich bin stolz auf euch!“

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